Was man spielen soll: Out There

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Keine Reviews, aber: Wir sagen ab sofort, Was man spielen soll

Was: Out There, iOS und Android, 3,99$

Out There ist ein Weltallerkundungsroguelike. Was eigentlich ein Routineflug hätte werden sollen, verschlägt uns hier ins namensgebende große Unbekannte “da draußen”: Statt beim Jupitermond Ganymed erwachen wir weit außerhalb des bekannten Raumes, allein, aus dem Kryoschlaf. Wie weit und wie lang die Reise nun war, bleibt unbekannt, zu weit jedenfalls, um den Rückweg anzutreten und noch in diesem Leben anzukommen. Eine rätselhafte Raumstation übermittelt uns die Pläne für einen Überlichtantrieb, und so springen wir auf der weitgehend zufallsgenerierten Sternenkarte von System zu System, auf der Suche nach der Quelle.

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Wie:

Ganz im Sinne meines eigenen (T)raumspiels, macht Out There die bloße Fortbewegung im Weltall zum Zentrum der Erfahrung. Das Reisen von System zu System gestaltet sich mühselig, aufwendig und riskant, wodurch es gleichzeitig viel spannender und erfüllender wird als die Kreuzfahrt auf einem der unverwüstlichen Weltraumdampfer anderer Spiele.

Der Kern des Spiels ist dabei die Verwaltung von drei stets zu knappen Ressourcen - Treibstoff, Sauerstoff und Schiffszustand -, die sich jeweils nur auf Kosten einer anderen auffüllen lassen. Jegliche Fortbewegung im Spiel kostet Luft und Energie, dafür Gasriesen oder bewohnbare Planeten anzufliegen beschädigt die Hülle und um die zu flicken, braucht es Metall von Felsplaneten, ein Umweg, der wieder Treibstoff und Luft kostet. Wie ergiebig die Bohrungen dabei ausfallen, ist ebenso zufällig wie die Auswahl an Rohstoffen, die wir, wenn überhaupt, in einem System vorfinden.

Dazu kommen zufällige Ereignisse bei der Ankunft in neuen Systemen. Mal belasten sie unsere Vorräte, mal füllen sie sie wieder auf, mal stoßen wir auf neue Technologien, die wir aus gefunden Materialien zusammenbasteln, mal vergessen wir Bekanntes oder Teile unserer Ausrüstung quittieren den Dienst.

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Warum:

Wegen der kurzen, wunderbar mundanen Logbucheinträge, die Verletzungen bei den täglichen Wartungsarbeiten beschreiben, den Bau simpler Instrumente, den Versuch Weinachten zu feiern oder sich den Klang der eigenen Stimme bewusst zu halten.

Wegen des unbeholfenen Kontakts mit fremden Zivilisationen, bei dem ein paar bekannte Worte und simple Gesten zur Zustimmung oder Ablehnung den Gipfel der Kommunikation darstellen.

Wegen des verzweifelten Pragmatismus in dem Moment, wenn wir ein verlassenes Schiff mit vollen Reserven finden und vor dem Wechsel sämtliche Systeme unseres alten Schiffes ausschlachten, um es als leere Hülle zurückzulassen.

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Obwohl:

Besonders lang oder besonders tief ist die Raumreise in Out There nicht. Sein Repertoire an Überraschungen wird schnell zur Routine und selbst ergiebige Versuche dauern selten länger als eine Stunde. Ich möchte lieber tagelang verschollen bleiben. Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass ich so ein Spiel nicht bekomme.

An Out There lässt sich außerdem gut die Sinnlosigkeit der Standardrolle des männlichen Geschlechts in Spielen diagnostizieren. Das Spiel dreht sich um Einsamkeit und deren Folgen, die Alltäglichkeit eines dauerhaften Überlebenskampfes, sinnlose aber lebensnotwendige Rituale, die diesen erträglich machen, den Erhalt von Kultur und Zivilisation, wenn beide nicht mehr existieren.

Kurz, es behandelt menschliche Themen, nicht männliche, trotzdem setzt es uns wie selbstverständlich einen Astronauten als Spielfigur vor, wo auch eine Astronautin kommentarlos ins Bild gepasst hätte. Diese Repräsentationsmuster sind nicht neu, aber sie wirken um so bizarrer, wenn sich nicht einmal die Ausrede einer pubertierenden, männlichen Zielgruppe vorschieben lässt.

Nachbarschaft

FTL, Don’t Rust, Organ Trail, Rymdresa

Soll man?

Weltraumreise für die Hosentasche? Unbedingt.

 
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