Modtag! - Trouble in Terrorist Town

Stefan Köhler textet für und über digitale Spiele, unter anderem als Stammautor des Bookazines für Gameskultur WASD (die übrigens heute NEU ist - ein Announcement folgt!). Ab sofort steuert er am ersten Montag des Monats einen Abstecher in die Welt der Mods zu VGT bei. Er behauptet nicht nur in TTT ständig, "Inno" zu sein - ob auch "-vativ", das müssen andere entscheiden... 

Durch glücklichen Zufall oder Schicksal ist in diesem Jahr der erste Montag im Dezember auch gleich der erste Tag in diesem Monat. Grund genug, ihn zum ersten Modtag zu erklären, der den Beginn einer neuen Zeitrechnung markiert. Jahre später wird der geneigte Leser seinen Enkelkindern erzählen, wie viele Jahre nach Beginn dieser Kolumne sie zur Welt kamen. Vielleicht bleibt aber auch nur eine Frage in Erinnerung: „Who brought the gun to the knife fight?!“

<--break->#01 - Trouble in Terrorist Town (2009) 

Kilian mal wieder. Wir hatten uns wie verabredet in der Mitte der Map getroffen und standen in Teams getrennt in zwei Reihen voreinander. Terroristen und Antiterroreinheit. Mann gegen Mann. Bis aufs Messer. Nur mit Messern. Und dann ballerte er wieder los … Oder jemand anders. Chaos, Flüche, der Finger zuckend in Richtung der Waffenwechseltaste, in dessen Richtung er vorher schon verdächtig genug gewandert war. Game Over. Nächste Runde. Irgendwann mussten wir es doch mal hinkriegen. Einen reinen Messerkampf. Und das Nervenspiel ging wieder von vorne los…

Wie bestimmt für viele war Counter-Strike das erste Mal, dass ich mit Modifikationen in Berührung kam. Der Multiplayer-Modus von Half-Life war ganz nett gewesen. Aber eben nur ganz nett. Dann tauschten kreative Spieler Soldaten und Aliens gegen Terroristen und Antiterroreinheiten aus, veränderten das Spielprinzip in das eines Taktik-Shooters, bei dem zwei Teams unterschiedliche Aufgaben zu erledigen hatten. Bei dem man in Sekundenbruchteilen entscheiden musste, ob der Schemen in der Dunkelheit vor einem Freund oder Feind war. Und man froh war, wenn man die Teamkameraden hinter sich wusste. Zumindest solange „friendly fire“ deaktiviert war…

Auch der zweite Teil von Half-Life rief Modder auf den Plan. Eines der bekanntesten Projekte war Garry's Mod, welche die Freude, was man dank der ausgeklügelten Physik mit Sägeblättern, der Gravity Gun und ein paar Zombies so alles anstellen konnte, zum eigentlichen Spiel machte. Mit dem Spielmodus Trouble in Terrorist Town, der wiederum von kreativen Spielern hinzugefügt worden war (also eine Modifikation einer Modifikation darstellte), kehrten schließlich jedoch nicht nur die Terroristen aus Counter-Strike als Avatare zurück. Unter einer Menge von „Unschuldigen“ gab es hier immer schon einzelne Wölfe im Schafspelz, sogenannte „Verräter“. Und da diese Rollen vor jeder Runde zufällig zugeteilt wurden, mussten die „Unschuldigen“ erst herausfinden, wer zum Team gehörte und wer nicht – ob nun durch Detektivarbeit oder ein Messer im Rücken…

Trouble in Terrorist Town brachte so Erinnerungen an durchzockte LAN-Party-Nächte zurück und an den anarchischen Spaß, mit Freunden zu spielen. Freunde, die es einem nicht übel nahmen, wenn man ein Gewehr zu einem Messerkampf mitbrachte. Die stattdessen einfach ein Spiel daraus machten, wer als Erster die Nerven verlor und die Knarre zückte. Es ist so nicht nur ein perfektes Beispiel dafür, wie viel kreatives Potenzial Spielbearbeitungen besitzen, sondern vor allem dafür, dass Modding uns zeigt, dass in jedem Spiel unzählige weitere stecken – wenn wir einfach Spaß daran haben, gemeinsam Regeln zu brechen und neue zu schaffen…

Genug geschrieben, Let’s Play:

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