Postkarte von Agata: Von drauß' vom Walde komm ich her

Agata Góralczyk ist als Langzeitreisende in virtuellen Welten unterwegs. Einmal im Monat schickt sie uns eine Postkarte - diesmal aus Don't Starve.

Lieber Rainer,

es kann wirklich nicht sein. Nicht schon wieder!!! Es war doch nur ein bisschen Büffelkacke. Herrgottnochmal! Für eine Handvoll Kacke musste ich diesmal mein Leben lassen. Du denkst, ich bin jetzt völlig übergeschnappt. Du hast Recht.

Ich werde von Augenmonstern oder Höllenhunden oder Schweinen verfolgt. Spinnen wollen mich töten, Killerbienen sowieso. Unter schlimmster Seelenpein töte ich wiederum Kaninchen, beende das Leben von Möhren, Auberginen und Schmetterlingen. Ich zerpflücke harmlose Waldblumen, reiße den Weidetieren das Gras unter dem Hintern weg und fresse ganze Landstriche kahl. Das alles nur, um zu überleben.

Ich weiß wirklich nicht mehr, wie oft dieser Elende zu mir sagte: “Say pal, you don’t look so good.” Ich hasse ihn, ich kann seine Visage nicht mehr ertragen. Trotzdem rapple ich mich immer wieder vom Waldboden auf, um vor Sonnenuntergang noch ein paar Zweige und etwas Feuerstein zu finden. Nur um zu überleben und dann immer wieder neu zu sterben.

Fünfmal hat mich die Dunkelheit irgendwo im Wald überrascht, dreimal wurde ich auf dem Weg nach Hause von Höllenhunden zerfleischt, zweimal beim Kackeholen von Berserkerbüffeln niedergetrampelt. Mehrfach haben fiese Augenmonsterpflanzen meine Farm und schließlich mich befallen. Killerbienen haben mich mitten in der Pampa zu Fall gebracht und Spinnen nachts heimgesucht. Nur einmal bin ich tatsächlich verhungert.

Jetzt sitze ich hier - im Vorlimbus des Daseins - und überlege, ob ich nochmal versuchen will, länger als 15 Tage zu überleben. Und woran ich diesmal sterben werde.

Deine Agata

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